10 Gründe, nicht in meine Résidence zu ziehen

Veröffentlicht auf von Marion

Heute kommt der Tag der Abrechnung, auch wenn ich noch etwa vier Wochen hier in Grenoble bin: 10 gute Gründe, nicht in meine Résidence zu ziehen. Leider haben sich die Mängel erst nach einiger Zeit herausgestellt.

1. Das Village Olympique liegt am weitesten vom Geschehen weg. Es dauert 30 Minuten mit Rad oder Bahn zum Campus und 20 Minuten in die Innenstadt. Die einzigen Sachen, die in der Nähe sind, sind das ICM (entspricht dem IJK, ist sogar genauso weit draußen), das Centre Commercial (das riesige Einkaufszentrum auf der anderen Straßenseite) sowie das MC2, das « Maison de la Culture », wo Theateraufführungen und manchmal Partys stattfinden.

2. Das Village Olympique liegt in einer unheimlichen Gegend. Die Stadtteile Malherbe und Arlequin mit ihren riesigen Hochhaus-Wohnanlagen sind in direkter Nachbarschaft. In die Zimmer meiner Résidence wird (relativ?) häufig eingebrochen, allein seit ich hier bin habe ich von zwei Einbrüchen gehört, bei denen die Laptops gestohlen wurden, und einer davon gehörte einer Freundin.

3. Es gibt – im Gegensatz z.B. zur Résidence Condillac – keinen Sicherheitsdienst hier.

4. Die Sauberkeit von Küche, Toiletten und Dusche lässt zu wünschen übrig. Meine Mitbewohner (es sind fast nur Männer, aber damit will ich keine Vorurteile schüren sondern nur auf einen seltsamen Umstand hinweisen) kennen weder Mülleimer, noch Klobürste oder -spülung. Das kann sich allerdings auch auf andere « traditionelle » Wohnheime beziehen.

5. Die Küche ist sehr spartanisch. Sie besteht aus zwei Kochplatten und einem Waschbecken. Von den Kochplatten ist eine ständig kaputt. Als ich beim Empfang bescheid gegeben habe, wurde sie repariert, mittlerweile funktioniert sie aber schon wieder nicht mehr.

6. Kein W-LAN auf den Zimmern. Die nächste W-LAN-Stelle ist in der nahegelegenen Bibliothek Kateb Yacine. Dort kann man allerdings nicht alle Seiten öffnen.

7. Kein funktionierendes Telefon im Gebäude. Es gibt eins, aber das ist kaputt. Als ich deswegen beim Empfang war, hieß es, dass es schon funktioniere, man müsse nur den Hörer in einer bestimmten Position halten, damit der Kontakt nicht abbricht. Das stimmte jedenfalls nicht.

8. Dass man die Temperatur der Heizung nicht regeln kann, habe ich schon erwähnt. Als in den letzten Wochen immer noch volle Stärke eingestellt war und ich zum Empfang gegangen bin, um die Temperatur a) entweder nur in meinem Zimmer oder b) meinetwegen auch in allen Zimmern runterstellen zu lassen, meinte die Dame, dass das nicht ginge und dass ich doch das Fenster öffnen solle.
Doch eigentlich kann es auch schlimmer kommen: Schließlich trocknet die Wäsche ziemlich schnell und man braucht auch im Winter keine Bettdecke. Ich habe auch von Wohnheimen gehört, wo die Heizung ebenfalls nicht regulierbar ist und die auf kalt steht. Ein Student hat in seiner Skikleidung geschlafen und trotzdem gefroren.

9. Laute Nachbarn und eine unangenehme Wohnatmosphäre. Ich kenne den Vergleich zu anderen Wohnheimen nicht, aber nachts werden hier für meinen Geschmack zu häufig Streits im Flur ausgetragen oder Motorräder vor meinem Fenster ausprobiert. Dadurch, dass ich hier fast die einzige Frau im Gebäude bin (zumindest sehe ich hier kaum welche), finde ich die Atmosphäre nicht angenehm. Es gibt wahrscheinlich einen Grund, dass hier kaum Frauen wohnen.

10. Für den gleichen Preis – etwa 100 € im Monat, wenn man CAF bekommt – kann man etwas Besseres haben. Anna wohnt in einer Résidence direkt neben meiner, bezahlt das Gleiche und hat ein renoviertes Zimmer mit Gemeinschaftsküche und WG-Atmosphäre.

Kurz zu den Vorteilen meiner Résidence (es sind nicht viele):

1. Die Nähe zum Centre Commercial, zum Schwimmbad, zum ICM und zum MC2.

2. Mein Balkon und eine schöne Aussicht.

3. Es gibt zwar eine Mensa auf dem Gelände, was ja bei diesen « Küchen » unvermeidbar ist, aber es gibt in jedem Wohnheim eine Mensa, weshalb es eigentlich keinen Vorteil gegenüber den anderen Wohnheimen darstellt.

Ich kenne insgesamt drei traditionelle Wohnheime hier. Das sind das Village Olympique, Condillac und Rabot. Dann gibt es noch das Ouest (West), aber darüber weiß ich nichts.

Condillac liegt direkt am Campus und damit auch in der Nähe des Eve, wo regelmäßig Konzerte, Filmabende u. ä. stattfindet. Wenn ich mich für eine traditionelle Résidence entscheiden müsste, würde ich diese nehmen, obwohl sie weit vom ICM entfernt ist. Schließlich hat man auch Kurse an der Stendhal (Sprachkurse) und außerdem hören die Kurse am ICM schon Anfang oder Mitte April auf. Vom Niveau her sind die Zimmer wie die Zimmer in meiner Résidence, bloß ohne Balkon. Dafür mit Empfangstresen und Sicherheitsdienst (der laut Elena aber eher untätig rumsteht als zu patroullieren).

Rabot liegt auf dem Berg unterhalb der Bastille. Die Zimmer selber habe ich nicht gesehen, aber ich hörte, dass die Toiletten tatsächlich noch schlimmer als die im Village Olympique sein sollen: nämlich französisch – hier übrigens « türkisch » genannt. Mich würde es nerven, ständig 20 Minuten bergauf zu laufen, aber die Aussicht ist klasse. Bis zu einer bestimmten Uhrzeit gibt es einen Bus und – unschlagbar – bis 1 Uhr nachts steht ein Partyraum zur Verfügung. Die Partys hier waren bisher immer ein Erfolg.

Zu den renovierten Wohnheimen gehören das Berlioz auf dem Unigelände, die Résidence neben dem Village Olympique (den Namen finde ich noch raus) und auch im Village Olympique gibt es renovierte Zimmer.

In den Zimmern im Berlioz und im Olympique hat man ein eigenes kleines Badezimmer mit Dusche und WC sowie einen Kühlschrank und saubere (renovierte) Wände. Es gibt eine gemeinsame Küche, die aber besser ausgestattet ist (verschiedene Temperaturen für die Herdplatte, Stühle und Tische). Hier macht kochen Spaß! :) In einigen renovierten Wohnheimen ist W-LAN vorhanden (Berlioz) oder zumindest geplant (Olympique).

Zu der Oberklasse gehören das Wohnheim von Flo, das allerdings auch in keiner schönen Gegend liegt (letztens haben vor seiner Tür drei Autos gebrannt) sowie die halbprivaten Zimmer. Miriam wohnt in einem solchen. Sie hat ein großes Zimmer mit « Kochnische » (Waschbecken und eine Herdplatte) und eigener Dusche sowie W-LAN und diversen Einrichtungsgegenständen der Vormieter. Die Toilette und der Kühlschrank werden von der ganzen Etage benutzt. Es gibt einen gemeinsamen Putzplan und so wie ich das beurteilen kann, ist die Atmospähre sehr gut. Sonst gibt es natürlich noch die Möglichkeit, in eine WG (« Collocation ») zu ziehen. Allerdings kann es hierbei vorkommen, dass sich der Vermieter weigert, alle notwendigen Unterlagen für das CAF auszufüllen.

Veröffentlicht in La vie en France

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